Der GRIDcon-Traktor ist eine ungewöhnliche Lösung für elektrisch angetriebene Landmaschinen: Seinen Strom bekommt er per Kabel. Warum das ein zukunftsweisendes Konzept ist, lest ihr hier.
Beim Telefonieren hängt ihr schon lange nicht mehr an der Strippe. Und wenn es um elektrische Antriebslösungen geht, spricht jeder von der Batterie. Unser GRIDcon ist anders. Er hat ein Kabel. „Der GRIDcon ist ja keine Mobilitätslösung, sondern bewegt sich mehr oder weniger auf der Stelle – wenn auch auf einer großen“, erklärt Dr. Volker Kegel den Unterschied. Kegel forscht in einem Team in unserem Zukunftslabor in Kaiserslautern an Lösungen für die Elektrifizierung von Landmaschinen. Der Prototyp des kabelgebundenen GRIDcon ist eine davon.
Doppelt so viel PS unter der grünen Haube
Die auffälligsten Merkmale des Kabeltraktor sind die große Trommel mit dem orangenen Kabel und dem Führkran sowie die fehlende Fahrerkabine. Er fährt autonom, entweder auf vorher programmierten Wegen oder per Fernbedienung. „Beim Kabelmanagement mussten wir ganz neu denken“, erinnert sich Kegel. Denn das bis zu 1.000 Meter lange Kabel wird während der Fahrt automatisch geführt sowie ab- und aufgerollt. Zudem wählten die Ingenieure aus Gewichtsgründen einen kleinen Kabeldurchschnitt, versorgt aus dem normalen Drehstromnetz. Eine echte Herausforderung, unter diesen Voraussetzungen die angepeilte Leistung zu erzielen. „Der GRIDcon wiegt 8,5 Tonnen und hat 400 PS. Das ist doppelt so stark wie ein vergleichbarer Traktor mit Verbrennungsmotor – bei gleichem Gewicht.“
Ideal eignet sich der GridCon für Einsätze, bei denen wiederkehrende Strecken mehrfach im Jahr gefahren werden müssen, zum Beispiel auf Obstplantagen, aber auch beim Ackerbau. Voraussetzung dafür ist eine Stromquelle am Rand der Anbaufläche. „Die Energiewende zu unterstützen ist ein wesentlicher Auftrag unserer Forschung. Daher wäre es natürlich keine Lösung, ein Dieselaggregat neben dem Acker aufzustellen“, betont Kegel. Daher denken die Ingenieure eher an Orte, an denen ohnehin Infrastrukturmaßnahmen an landwirtschaftlichen Flächen durchgeführt werden. Zum Beispiel beim Auf- und Ausbau von Bewässerungssystemen. „Da ist die Einrichtung einer Stromversorgung verhältnismäßig leicht umzusetzen.“
Der GridCon kann auch ein Baustein bei der unabhängigen Energieversorgung von landwirtschaftlichen Betrieben sein: Viele erzeugen schon heute regenerative Energie mit Biogas- oder Fotovoltaikanlagen, die sie bislang ins Netz einspeisen. In Zukunft wird es sich für den Landwirt lohnen, den erzeugten Strom selbst zu nutzen. Bis dahin wird es aber voraussichtlich noch ein paar Jahre dauern. Denn noch ist der GRIDcon eine Studie, die als Prototyp Testeinsätze fährt.
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