Bei John Deere in Kaiserslautern arbeitet Torsten Kreutzer an der Weiterentwicklung Mobiler Apps für die moderne Landwirtschaft und Precision Farming. Im Familienbetrieb in seiner Heimat testet er die Anwendungen in der Praxis gleich selbst.
Interview: Julian Stutz / Fotos: Torsten Kreutzer
Herr Kreutzer, was ist Ihre Aufgabe bei John Deere und wie sind Sie in diese Position gekommen?
Ich komme von einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Diepholz in Niedersachsen. Als das älteste von vier Geschwistern habe ich mich nach der Schule entschieden, den Betrieb nicht zu übernehmen – dieser wird heute von meinen beiden Brüdern geführt. Stattdessen studierte ich Geoinformatik. Dadurch hatte ich mit GPS und GIS-Systemen zu tun und setzte mir in den Kopf, später bei John Deere im Bereich Precision Farming zu arbeiten.
So habe ich meine Diplomarbeit 2005 zum Thema Section Control bei John Deere am Standort Zweibrücken geschrieben. Damals arbeitete ich in der Testabteilung. Nach verschiedenen Stationen innerhalb von John Deere bin ich heute zuständig für die sogenannten Digital Applications. Dazu gehören unter anderem die mobilen Apps und die Web-Anwendung Operations Center. Darüber hinaus habe ich auch immer noch einen engen Bezug zum Hof meiner Familie. Wenn ich dort bin, kann ich die neuen Technologien in der Praxis ausprobieren.
Wie sieht Precision Farming auf dem Hof Ihrer Familie aus?
Durch mein Faible für dieses Thema haben wir schon sehr früh mit neuen Technologien gearbeitet. Zum Beispiel im Jahr 2000, da waren wir einer der ersten Betriebe in Deutschland, der die Ertragserfassung auf dem John Deere Mähdrescher bekommen hat. Seitdem hat sich jede Menge getan.
"Mittlerweile hat jeder unserer Schlepper und Mähdrescher AutoTrac."
Torsten Kreutzer
Mittlerweile hat jeder unserer Schlepper und Mähdrescher AutoTrac. Zudem nutzen wir die Möglichkeiten der Ertragskartierung, fahren Section Control, dokumentieren unsere Arbeit ausführlich und fangen nun auch mit der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung an. Unser Betrieb ist ein Veredelungsbetrieb. Wir mästen 10.000 Schweine pro Jahr und betreiben zusammen mit weiteren Betrieben eine Biogasanlage. Deshalb ist es für uns vor allem wichtig, die Nährstoffflüsse auf den Feldern beziehungsweise auf dem Betrieb zu optimieren.
Wie helfen Ihnen die mobilen Apps ganz konkret auf dem Hof?
Wie viele andere Leute auch, gehen wir dazu über, immer mehr über das Smartphone zu machen. In der MyOperations Mobile App sehe ich zum Beispiel die Fehlercodes einer Maschine in Echtzeit. Das half uns neulich sehr, als wir für die Biogasanlage gehäckselt haben. Gerade war Diesel geliefert worden und mein Bruder tankte als erster wieder auf. Da war wohl ein bisschen Dreck im Tank: Der Dieselfilter machte dicht und die Leistung fehlte. Diese Fehlermeldung bekam ich direkt aufs Handy und schickte einen Screenshot per WhatsApp an unseren Händler. Der legte einen neuen Filter raus und eine halbe Stunde später konnte ich ihn abholen. Und zwar am Samstagabend um halb sieben.
Auch einen größeren Schaden an den Anbaugeräten auf dem Hof konnte die App schon verhindern. Wie kam das?
Das war im Frühsommer dieses Jahres. Weil es seit März nicht geregnet hatte und der Boden sehr trocken war, waren wir gerade dabei, den Boden pfluglos mit einem Tiefengrubber zu bearbeiten. Der geht auf 30 Zentimeter und tiefer in den Boden. Ich saß auf dem Schlepper, als es hinter mir ganz kurz „Klack“ gemacht hat und drei Zinken des Grubbers nach oben standen. Da war klar: hier ist ein großes Hindernis. Mit der App habe ich dann direkt vor Ort die Stelle mit einem Marker samt GPS-Position dokumentiert: Achtung Stein! Da der Maisleger direkt hinter mir fuhr, hatten wir zu diesem Zeitpunkt keine Zeit, uns das Hindernis genauer anzusehen.
Der auf dieser Fläche angebaute Mais ging dann im Oktober direkt ins Silo der Biogasanlage. In der Fruchtfolge sollte als nächstes Roggen angebaut werden. Wir haben also gehäckselt und sind direkt hinter dem Häcksler mit dem Pflug gefahren, da wir gleich am nächsten Tag einsäen wollten. Dank der Markierung wussten wir jetzt genau, wo wir aufpassen mussten. Statt mit voller Geschwindigkeit, fuhr mein Bruder nur langsam über die besagte Stelle – trotzdem hat es noch zwei Scherbolzen des Pflugs erwischt. Wäre er allerdings full speed gefahren, hätte es ihm den ganzen Pflug abreißen können. So haben wir größeren Schaden abgewendet.
Wie konnte Ihr Bruder im Schlepper wissen, wo diese Stelle war?
Die Info zu dem Hindernis, die ich mit der App dokumentiert hatte, wurde direkt mit dem Operations Center synchronisiert. Im Laufe der Saison verteile ich alle im Operations Center dokumentierten Infos über Setup-Files wieder an die Maschinen. Dann werden etwa die Markierungen direkt auf den Maschinen-Displays dargestellt. So konnte mein Bruder beim Pflügen genau sehen, wann der sensible Bereich kommt. Der Transfer der Infos aus dem Operations Center auf die Maschinen erfolgt entweder drahtlos über JDLink Connect oder über einen USB-Stick, der am Computer bespielt und dann zur Maschine gebracht wird.
Und was wird aus dem Hindernis?
Sobald das Feld im Sommer abgeerntet ist, werden wir mal mit dem Bagger rausfahren und uns das Hindernis genauer anschauen. Das muss etwas Größeres sein, weil es im beiden Fällen gleich mehrere Scherbolzen erwischt hat.
Quelle: JOHN DEERE
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